Frisch auf den Tisch: Das Mittagessen in der Schule ist für viele Kinder eine wichtige Mahlzeit. Je länger die Kinder in den Schulen sitzen, je weniger Eltern heute noch wirklich richtig gut kochen können und je mehr der Nachwuchs lieber zu McDreck & Co. geht, umso mehr muss die Schule darauf achten, dass die Schüler eine gute, ordentliche Mahlzeit bekommen. Doch der Kostendruck führt in den letzten Jahren eher dazu, dass große Catering-Unternehmen deutschlandweit standardisierte Billigkost verteilen. Die Schulküchen wurden zu reinen Aufwärmstationen. Der DEHOGA Bayern und der Bayerische Staatsminister für Ernährung wollen jetzt die Wirte in die Schulverpflegung einbinden.
Es ist eine Kampfansage für Sodexo & Co.: Gemeinsam mit dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA Bayern) will das Ernährungsministerium Gastwirten im Freistaat den Einstieg in die Schulverpflegung schmackhaft machen. Ernährungminister Helmut Brunner und DEHOGA-Präsident Ulrich N. Brandl starteten dazu gestern in Gauting im Landkreis Starnberg ein Gemeinschaftsprojekt unter dem Namen „Wirte kochen für Kinder„.
Ulrich N. Brandl sagte: „Die Wirte kochen frisch und geben der Schulverpflegung ein Gesicht. Sie schenken den Schülern wieder Heimat auf dem Teller statt standardisierter Langeweile der Großcaterer.“ Da die Gastwirte für die Kinder regional und bio kochen sollen, führt er aus, dass die „Wirte zusammen mit den Landwirten den Kindern den Zugang zu den Mitteln zum Leben bringen“ sollen.
Der DEHOGA Bayern hat zu dem Kooperationsprojekt einen extrem schönen, ziemlich coolen Film produzieren lassen. Doch sind sämtliche Textbeiträge komplett in Kleinbuchstaben geschrieben. Leute, hier geht es um Kinder, um Schüler. Die sollen doch auch lernen, richtig zu schreiben. Dazu gehört meines Erachtens auch die korrekte deutsche Rechtschreibung inklusive Groß- und Kleinschreibung…
Weg von der zentralen, hin zur dezentralen Küche
Die Kinder sollen wissen, woher das Essen kommt. Laut Brunner und Brandl sind die Wirte die besseren Schulverpfleger, eben weil sie in kleineren Einheiten qualitativ hochwertige Ernährung kochen können. Außerdem seien sie gute Unternehmer, erklärt Brandl. Die Übernahme der Schulverpflegung durch die Gastwirte soll diesen auch zu einem guten Auskommen verhelfen, somit eine Win-Win-Situation bringen: „Die Nutzung freier Kapazitäten am Mittag für die Verpflegung von Kindern stellt eine zusätzliche Einnahmequelle für den Betrieb dar. Das bedeutet einen positiven Beitrag zum Erhalt unserer bayerischen Wirtshauskultur, einer Tradition, um die uns viele beneiden, die jedoch derzeit angesichts des drastischen Rückgangs an bestimmten Gasthaustypen auf dem Land an einem Scheidepunkt steht.“
Die Aktion hat im kleinen Rahmen schon begonnen, jetzt haben Gastwirte die Möglichkeit Seminare zur Weiterbildung zu buchen, um gegebenenfalls noch die notwendigen spezifischen Kenntnisse über Schulverpflegung zu erlernen. Ein wichtiges Modul dieses Kooperationsprojektes ist daher die Seminarreihe „Wirte kochen für Kinder“ der Bayern Tourist GmbH (BTG). Zur BTG-Seminarreihe gehören im Einzelnen ein Grundlagenseminar, Koch- und Kalkulationsworkshops sowie das Kommunikationsseminar „Alle an einen Tisch!“ Ein zweites Modul ist das Wirte-Coaching. Erfahrene Schulverpflegungs-Profis der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Bayern unterstützen dabei die Umsetzung der Seminarinhalte und begleiten den Wirt bei der Lösung individueller Fragestellungen. Die Vernetzungsstelle und das Landwirtschaftsministerium unterstützen dabei die Seminarreihe auch finanziell. Jeder Wirt zahlt lediglich einen Eigenanteil von 300 €, es entstehen aber insgesamt Kosten von 2.000 € pro Teilnehmer, die Differenz trägt der Freistaat Bayern.
Carola Petrone (hier im Bild rechts neben Staatsminister Brunner) ist dabei diejenige, die schon vor mehreren Jahren mit der Idee anfing. Die Wirtin wurde im Kindergarten ihres Sohnes von den anderen Eltern gebeten, die Mittagsküche zu übernehmen. Heute führt sie erfolgreich sieben Schulküchen und ist mit ihrem Unternehmen Il Cielo Deutschlands Caterer des Jahres 2012. Im Otto-von-Taube Gymnasium in Gauting sollte erst eine standardisierte Aufwärmküche für Convenience-Futter für Großcaterer entstehen. Doch die Gelder wurden umgelegt, eine Frischkochküche entstand, die gerade groß genug ist, die Schüler auf dem Schulcampus zu versorgen. So können jetzt täglich bis zu 500 Schüler zum Essen kommen. Zwangsläufig ist das Mittagessen etwas teurer als wenn es aus einer Großküche kommen würde. Carola Petrone plant dabei von Küche zu Küche unterschiedlich. Sie kalkuliert mit 3,60 € bis zu 5 € pro Essen, in Gauting beispielsweise kostet das Grundessen 4 € für ein Rindergulasch mit Spätzle und Dessert, mit Dessert kostet die Mahlzeit dann 4,30 €. Dabei legt sie sehr viel Wert darauf, dass alles 100% Bio-Qualität ist.
„Jedem Kindergarten, jeder Schule seinen Wirt“, so wünschen sich die Beteiligten die Zusammenarbeit. Bisher gibt es den Angaben nach wohl schon in jedem bayerischen Regierungsbezirk Wirte, die auf den Zug aufspringen. Die Laufzeit des Projektes beträgt erstmal ein Jahr – es ist als Anschub gedacht. Dann soll es sich möglichst verselbstständigen und alleine tragen.
Mehr Infos zu dem Kooperationsprojekt „Wirte kochen für Kinder“ gibt’s hier.
Lieber Leser: Bist Du Wirt und/oder Hotelier und würdest Du Dich an so einem Projekt beteiligen? Ist das interessant? Bist Du ein Elternteil und würdest das an der Schule Deiner Kinder unterstützen? Wie sieht das in den anderen Bundesländern aus? Was haltet Ihr von dieser Aktion?
Der Beitrag Wirte kochen für Kinder: Frisches Mittagessen für Schüler statt Massenabfertigung von Götz A. Primke erschien zuerst auf Le Gourmand - Das Genießer-Magazin.